Meine Gedanken zu einer Bar:
"Es ist dunkel. Durch das Glas vor mir schimmert das gedimmte Licht des Tresens. Die Zitronenzeste schwimmt in einer goldgelben Flüßigkeit umhüllt von einem zart graviertem Cocktailspitz. Den Namen des Cocktails habe ich bereits vergessen, ähnlich wie das Gesicht der Frau die vor 10 Minuten noch neben mir saß. Ihre Hände hielt sie stets am Becher und starrte gedankenverloren in ihren "Rüdesheimer Cafe". Warum ich mir diesen Namen merken konnte, das weiße Gesicht der Frau aber nicht, weiß ich nicht. Der Bartender steht ein paar Meter weiter links von mir, aber immer noch nahe genug um jede Äußerung von mir zu hören. Er trägt eine schwarze Weste, eine schmale schwarze Krawatte, ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. In der Hand hält er hin und wieder ein Glas und poliert einen Wasserfleck von dessen Oberfläche. Als ich vor einer Stunde die Bar durch die schwere, dunkle Eingangstür betreten haben, hat er mich nur freundlich angelächelt und einen guten Abend gewunschen, aber ich habe mich sofort willkommen gefühlt. Nach einer Stunde in diesem Versteck fühle ich mich wieder gestärkt und erfrischt, um mich meinen Problem dort draußen zu stellen. Ich bezahle den Bartender und möchte bereits die Bar verlassen, als dieser zu mir sagt:
"Passen Sie auf sich auf." Etwas verwirrt entgegne ich ein, "danke gleichfalls" und trete in den strömenden Regen."
Eine Bar ist mehr als nur ein Ort an dem Getränke ausgeschenkt werden. Viel mehr ist es ein Versteck, ein Ort der "Magie". Mit Magie meine ich kein Vincent Raven, David Copperfield, Uri Gellar oder Chris Angel. Ich meine die Magie des Momentes. Ein Moment der nur eine Sekunde dauert, aber eine Ewigkeit anhält. Es ist das Gefühl des "Ersten Kusses", ein Augenblick der nie vorbei gehen soll, aber so sehr wir es wollen, wir können die Zeit nicht anhalten. Dieses Gefühl muss man spüren, wenn man das erste Mal eine Cocktail Bar betritt oder das erste Mal an seinem Drink nippt. Dabei ist es egal, ob der Gast ein alter Mann ist, der seinen Martini gerne mit 4,5cl Gin und 1,5cl Wermut trinkt, oder eine junge Frau, die am liebsten "Coladas" trinkt, oder ein 20 Jahre alter Student, der jeden Donnerstag Abend am selben Platz sitzt und sein Bier trinkt. Alle werden gleich behandelt. Es herscht eine Atmosphäre der Anonymität und gleichzeitig eine Atmosphäre der Geselligkeit.
Jetzt musste ich in letzter Zeit immer wieder lesen, wie begeistert die Menschen von diesen Cocktailbars sind, die sich hinter einem Telefon verstecken, oder nur für Gäste mit Empfehlung der Stammgäste zugänglich sind und ich muss sagen, ich bin enttäuscht. Diese Bars bieten Cocktails auf dem höchsten Niveau lassen mich aber die Menschlichkeit vermissen. Rechtfertig der Genuss eines perfekten Cocktails diese elitäre Art? Die perfekte Bar besteht aus mehr als nur den perfekten Zutaten und Handwerk. Ich bin es leid, mir eine solche Bar zu suchen.
Euer Jigger
PS: All die Aussagen, die in diesem Beitrag gemacht wurden, spiegeln lediglich meine Meinung wieder. Dabei war es nie meine Absicht, abwertend über eine bestimmte Bar oder Betreiber zu urteilen.
PPS: Ein Eintrag auf Gabanyi's Blog hat mich dazu motiviert.
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vor 1 Woche